Uns glücklich zu machen - darin lag dein Glücklichsein
  Unfallnacht und "Urteil"
 

Carina hatte sich schon die ganze Woche über auf das bevorstehende Wochenende gefreut. Sie und Sven wollten gemeinsam nach Rostock fahren, wo eine grosse Party geplant war. Vorher wollte sie noch kurz vorbeikommen, um Patrik ein Spiel zurückzubringen, das sie sich von ihm geliehen hatte. Ich saß an dem Abend vorm PC und versuchte mal wieder ein Problem in den Griff zu bekommen. Gegen 18.00h stand sie allein`vor der Haustür. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. "Hallo Mami, "sagte sie, "ich will nur schnell Patrik das Spiel zurückgeben. Sven wartet unten. Wir wollen dann gleich los."

Sie ging an mir vorbei in das Zimmer von Patrik. Ich setzte mich wieder an den PC. Nebenan hörte ich die beiden miteinander lachen und erzählen ... Ich wunderte mich, denn Carina blieb sehr lange. Das tat sie normalerweise nie, wenn "er" unten im Auto gewartet hat.( Auch ein Zeichen des Abschieds ?!?) Dann kam sie aus dem Zimmer, legte ihren Arm um mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Tschüss Mami, bis Montag," sagte sie. "Tschüss Lieschen, viel Spass und fahrt vorsichtig ..." Sie lachte und ging - für immer .....

Ca. 22.00h habe ich nochmal auf die Uhr gesehen und mir gedacht, dass sie nun längst am Ziel angekommen sind und sich amüsieren. Gegen 1.00h bin ich ins Bett gegangen und habe auch gleich geschlafen. - Wieder geweckt wurde ich durch energisches Klingeln an der Haustür. Verschlafen bin ich aufgestanden und habe mir etwas übergezogen. " Muss das ausgerechnet mitten in der Nacht losgehen?" habe ich bei mir gedacht. Meine Nachbarin war zu dieser Zeit hochschwanger und weil sie selbst kein Auto besitzen, hatte ich zugesagt, sie gegebenenfalls ins Krankenhaus zu fahren. Ich öffnete die Wohnungstür, doch es stand niemand davor. Da klingelte es wieder mehrere Male. Also drückte ich auf den Summer. Nun beschlich mich doch langsam ein ungutes Gefühl. Zwei uniformierte Polizisten und ein Mann in Zivil kamen die Treppe herauf. "Was ist passiert, ist etwas mit meinem Mann", war meine erste Frage. "Lassen sie uns bitte erstmal in die Wohnung gehen", bat einer der Beamten. Während sie mich behutsam in die Wohnung zurückdrängten, fragte ich wieder: "Was ist mit meinem Mann? Hatte er einen Unfall?" Noch immer dachte ich nicht eine Sekunde daran, dass meiner Tochter etwas zugestoßen sein könnte. (Warum auch? Sie war doch auf der Party und hatte viel Spass, so dachte ich...) "Bitte setzen sie sich erst einmal", forderte der Polizist mich auf. Plötzlich wusste ich , dass das was man mir nun sagen würde, die Welt über mich einstürzen lassen würde. Dann sprach er das aus, was ich NIE in meinem Leben hatte hören wollen. "Es geht um ihre Tochter. Sie ist heute Nacht als Beifahrerin bei einem Unfall getötet worden. Ich habe geschrien: "Das kann nicht sein, sie ist in Rostock auf einer Party!!!" " Nein," sagte der Polizist, "sie waren auf dem Weg nach Hause."  

Ich spürte, wie etwas in mir zerbricht - ein Teil von mir begann langsam zu sterben ...  Immer wieder (so sagte mein Sohn später), habe ich wie von Sinnen geschrien: "Nein, nicht meine Tochter ..." Ich weiss davon nichts. Mir selbst war, als hätte ich es nur gedacht ...

Irgendwann drang die Stimme des Polizisten wieder zu mir durch. Er fragte mich , ob noch jemand benachrichtigt werden müsste. "Mein Mann,"stammelte ich . "Ich muss meinen Mann anrufen, wir leben getrennt" Nicht anrufen, wir schicken einen Streifenwagen", hörte ich den Beamten sagen. Mir war das alles egal ...  An die folgenden Stunden kann ich mich nur sehr dunkel  erinnern...

Ich wusste nicht einmal, wo meine Tochter nun war. Nach etlichen Telefonaten fanden wir heraus, dass sie ein dortiges Bestattungsunternehmen von der Unfallstelle abgeholt hatte. Ca. 250 km von zu Hause entfernt. Ich erinnere mich, dass mein Mann immer wieder sagte: " Wir müssen sie nach Hause holen. Sie ist da ganz alleine." 

Wir setzten uns mit einem hiesigen Bestattungsunternehmen in Verbindung und baten darum, Carina so schnell wie möglich nach Hause zu bringen. Am nächsten Tag wurde uns mitgeteilt, dass man meine Tochter nach Schwerin gebracht hat. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Obduktion angeordnet. Wie gerne hätte ich das meinem Kind erspart, aber ich hatten keine Chance ... Erst am Donnerstag, fast eine Woche nach dem Unfall, durften wir Carina endlich nach Hause holen ... Davon, am Sarg von Carina Abschied zu nehmen, wurde uns von der Bestatterin abgeraten. Carina hatte schwerste Kopfverletzungen erlitten ... Ich werde mir nie verzeihen, das ich mich nicht durchgesetzt habe und dadurch meiner gliebten Tochter nicht " Auf Wiedersehen " gesagt zu haben ...

                           
   

Carina`s Freund blieb bei dem Unfall unverletzt. Von meiner Cousine weiss ich, dass die zwei die Party im Streit verlassen haben ... Er ist der Einzige, der uns hätte sagen können, wie es wirklich passiert ist, doch seine Aussagen hierzu wichen sehr voneinander ab ... Wir wissen nur, dass er laut Gutachten, warum auch immer, nicht den Witterungsverhältnissen angepasst gefahren ist. Der Airbag an der Beifahrerseite hat sich nicht geöffnet und Carina war im Gegensatz zu ihm nicht angeschnallt. Für uns völlig unbegreifbar, denn jeder weiss, wie sehr sie (selbst Autofahrerin) darauf nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei ihren Mitfahrern immer geachtet hat. Vorher ist sie nicht losgefahren.

Tatsache für MICH ist - Hätte er so viel A ... in der Hose gehabt, zu sagen: "ICH fahre heute Nacht nicht mehr, denn ich habe etwas getrunken", würde meine Tochter heute noch leben.
Der festgestellte Blutalkohol bei dem Fahrer betrug 0,83 Promille. Er wurde der fahrlässigen Tötung angeklagt. Als Nebenklägerin bin ich und meine Familie bei der Verhandlung dabeigewesen. Das Verfahren wurde gegen Auflage einer Geldstrafe in Höhe von 1200 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung eingestellt. Warum bekommt ER eine Geldstrafe und mein Sohn und ich lebenslänglich ....
ohne seine Schwester/meine Tochter? Seinen Führerschein (den man ihm ohnehin erst auf meinen Antrag hin, Wochen nach dem Unfall abgenommen hatte) bekam er noch im Gerichtssaal vor unser aller Augen zurück.

Bis heute ist das für uns alle, kaum fassbar... Sehr betroffen und wütend macht mich jedoch auch die Tatsache, dass ihr Freund seit der Beisetzung nie wieder von sich hören ließ, geschweige denn, dass er auch nur einmal das Grab seiner "Freundin" besucht hätte ... ist ihm das alles egal? 
Er ist dieses Jahr im Frühling Vater geworden, wurde mir zugetragen ... gut ein Jahr nachdem ...

"Tut mir leid", habe ich bis heute nicht von ihm gehört.

 

 

 
   
 
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