Uns glücklich zu machen - darin lag dein Glücklichsein
  Die Zeit davor
 


Es war im Hochsommer 2004, Carina war erst einige Wochen zuvor, kurz vor ihrem 21. Geburtstag von zu Hause ausgezogen . Seit ca. 5 Jahren arbeitete ich in einer chemischen Reinigung. Carina kam mich oft dort besuchen. So auch an diesem herrlichen Sommertag. Sie strahlte mit der Sonne um die Wette, während sie mir erzählte, dass sie am Abend zuvor einen "tollen Jungen" kennengelernt habe. Da Carina diesbezüglich schon einige herbe Enttäuschungen gemacht hatte, freute ich mich von ganzem Herzen mit ihr. Insgeheim hoffte ich, dass es diesmal der "Richtige" sei.

Einige Tage darauf kam sie mich wieder in der Firma besuchen. Diesmal an der Hand, einen sehr gut aussehenden und shympathischen jungen Mann, den sie mir den Worten, "Mama, das ist Sven", vorstellte. - Schon bald kamen die zwei mich zu Hause besuchen. Mein erster Eindruck schien sich zu bestätigen. Höflich, noch etwas schüchtern und über beide Ohren verliebt, in meine Tochter. Ursprünglich kam er von Rügen, war aber im Begriff nach Rostock umzuziehen. Hier wollte (und HAT er)  sein Studium mit dem Ziel, sein Kapitänspatent zu machen, absolviert.

Mein Sohn Patrik (damals 10 Jahre alt) ließ von Anfang an, kein gutes Haar an ihm. Ich vermutete, dass er eifersüchtig war, denn er liebte seine grosse Schwester von ganzem Herzen. Der Gedanke, sie von nun an teilen zu müssen, gefiel ihm sicher nicht. Wie von mir aber nicht anders erwartet, waren seine Ängste völlig unbegründet. Patrik war und blieb ihr "kleiner Süsser".

Ich hatte oft mit Carina darüber gesprochen, dass eine Fernbeziehung sehr stark sein muss, um den Strapazen, die eine solche meist mit sich bringt, standzuhalten. Sie wischte all` meine Bedenken mit einem strahlenden Lachen fort. - So pendelten sie einige Zeit hin und her. Meistens kam er am Wochenende mit dem Auto hierher. Manchmal ist Carina auch mit dem Zug nach Rostock gefahren. Sie wusste , dass ich mich immer sehr sorgte und nahm das auch ernst. Machte sie Pläne ausser der Reihe, war es ihr nie zu viel, mir kurz eine SMS zu senden. Am 04.01.05 schrieb sie folgendes :  "Hallo Mama. Fahre heute Abend nach Rostock. Nur nicht, dass du dich sorgst. Hab dich ganz doll lieb!!"

Leider hat es dann nicht lange gedauert, bis erste Schatten auf die junge Liebe fielen. Die Woche über, er in Rostock, Carina hier...  Immer öfter kam es vor, dass sie mir gegenüber den Verdacht äusserte, er würde "zweigleisig" fahren. Gleichzeitig nahm sie mir das Versprechen ab, Sven nicht darauf anzusprechen. Bis heute weiss ich nicht, ob ihr Verdacht nun berechtigt war, oder nicht. Im Nachhinein jedoch, spricht einiges DAFÜR.....

Carina besuchte mich in dieser Zeit oft und erzählte mir viel. Wir waren nicht nur Mutter und Tochter, sondern auch sehr gute Freundinnen. Das war nicht immer so. Während ihrer Pupertät haben wir oft aneinander vorbeigeredet und gestritten. Vieles was so einfach hätte sein können, haben wir einander schwer gemacht. - Ich war so glücklich, dass diese Zeit vorbei war und wir nun das Verhältnis zueinander hatten, wie ich es mir immer  gewünscht habe. 

Irgendwann, Carina druckste erst rum, erzählte sie mir, dass sie fast Angst habe, wenn sie bei Sven im Auto mitfahren würde. Sie vertraute mir an, dass es schon mehrfach Situationen gegeben habe, in denen er sie fahrlässig in Gefahr gebracht hatte.... Ich begann, mir ernsthaft Sorgen zu machen und wollte ein ernstes Gespräch mit Sven führen. Doch wie so oft, bat sie mich , dies nicht zu tun. " Mama, Sven will doch auch nicht, dass mir etwas passiert. Mach`dir keine Sorgen". "Nein, das will er sicher nicht", habe ich geantwortet, doch seitdem begleitete mich stets eine gewisse Unruhe, wenn ich wusste, dass sie mit dem Auto unterwegs waren... Einmal habe ich zu Sven gesagt: "Fahr`ja vorsichtig. Du weisst wohl, dass du eins der kostbarsten Dinge beförderst, die ich besitze". Er sah mich an und sagte mit einem Lächeln: " Ja, ich weiss." Gern´ hätte ich noch mehr dazu gesagt, aber ich bemerkte den vielsagenden Blick, den Carina mir zuwarf. Also beließ ich es dabei. Wohlgefühlt habe ich mich nicht dabei.

Weihnachten stand vor der Tür und ich hatte die Befürchtung, dass es der erste Heiligabend sein könnte, den Carina nicht mit uns verbringen würde wollen. Umso mehr freute ich mich, als sie zu mir sagte:" Heiligabend verbringe ich, wie jedes Jahr, mit euch zu Hause. Ich will doch Patrik seine Aufführung in der Kirche nicht versäumen." Ich erinnere mich, wie sie während des Krippenspiels dann eine Aufnahme nach der anderen von ihrem so geliebten Bruder machte. Einmal warf die Pastorin ihr einen unmutigen Blick zu, aber meine Tochter übersah das einfach, wie so oft, mit einem bezaubernden Lächeln.  - Als wir an diesem Abend wieder zu Hause waren, haben wir wie jedes Jahr vor der Bescheerung, unseren traditionellen Kartoffelsalat mit Würstchen gegessen. Wir verbrachten einen ruhigen, gemütlichen Abend miteinander. 

             
              Heiligabend 2004. Es ist das letzte Foto, das ich von meiner
                                             Tochter machen durfte.

Im Januar besuchte Carina uns noch öfter, wie sie es ohnehin tat. Auch nahm sie mich noch öfter in den Arm, wie sonst. Manchmal hat sie angerufen, nur um uns eine gute Nacht zu wünschen und mir zu sagen, dass sie mich lieb hat. Im Nachhinein frage ich mich immer wieder: War ihre Seele schon dabei, von uns Abschied zu nehmen, ohne das Carina und wir es auch nur ahnten???  

 
   
 
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